Bernhard Wessling

CDR_Bioagriculture_Sustainability

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Abstract

Climate change has caused tremendous concerns in many societies on all continents. However, the fact that, with the decrease in biodiversity, we are facing at least an equivalently serious crisis is mostly ignored. An increasing number of technological approaches for carbon dioxide reduction (CDR), which are in fact geoengineering, are being studied studied, partially in pilot scale. The Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) supports technologies such as direct air capture (DAC), carbon capture and storage (CCS) and the use of captured CO2 (CCU). In section 2.1, a new concept for objectively judging “sustainability” is described: entropy as a generally applicable criterion for sustainability, followed by an analysis of whether CDR technologies are sustainable. In section 2.2, after the CDR potential of natural ecosystems is explored, the contributions of bio-agriculture to CO2 capture and long-term storage (deeply in soil) are shown, as well as their impact on biodiversity recovery via fully integrated agriculture. Practical examples are taken from the German Kattendorf biofarm (450 hectares leased pastures and fields). Their experience with solar and bioenergy will be reported, bird/plant species diversity will be detailed for selected areas, and CO2eq emissions vs. storage figures will be given for milk and for the whole farm. CDR by natural/renaturalized ecosystems, including bioagriculture, is not only sustainable but also much more capable than CDR technologies and contributes to biodiversity recovery, in contrast to technological approaches. We must address species decline and climate change without mitigating one crisis with approaches that exacerbate the other.

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Zusammenfassung

Der Klimawandel hat in vielen Gesellschaften auf allen Kontinenten enorme Besorgnis ausgelöst. Die Tatsache, dass wir mit dem Rückgang der Biodiversität vor einer mindestens ebenso gravierenden Krise stehen, wird jedoch weitgehend ignoriert. Eine wachsende Zahl technologischer Ansätze zur Reduzierung von Kohlendioxid (CDR), die de facto Geoengineering darstellen, wird derzeit untersucht, teilweise im Pilotmaßstab. Der Weltklimarat (IPCC) unterstützt Technologien wie die direkte Luftabscheidung (DAC), die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) und die Nutzung von abgeschiedenem CO2 (CCU). In Abschnitt 2.1 wird ein neues Konzept zur objektiven Beurteilung der „Nachhaltigkeit” beschrieben: Entropie als allgemein anwendbares Kriterium für Nachhaltigkeit, gefolgt von einer Analyse der Nachhaltigkeit von CDR-Technologien. In Abschnitt 2.2 wird nach der Untersuchung des CDR-Potenzials natürlicher Ökosysteme der Beitrag der Bio-Landwirtschaft zur CO2-Abscheidung und langfristigen Speicherung (tief im Boden) aufgezeigt sowie deren Einfluss auf die Wiederherstellung der Biodiversität durch eine vollständig integrierte Landwirtschaft. Praktische Beispiele stammen aus der deutschen Biofarm Kattendorf (450 Hektar gepachtete Weiden und Felder). Über ihre Erfahrungen mit Solar- und Bioenergie wird berichtet, die Vogel- und Pflanzenartenvielfalt wird für ausgewählte Gebiete detailliert beschrieben und es werden Zahlen zu CO2(eq)-Emissionen und -Speicherung für Milcherzeugung und für den gesamten Betrieb angegeben. Die CO₂-Reduktion durch natürliche/renaturierte Ökosysteme, einschließlich der biologischen Landwirtschaft, ist nicht nur nachhaltig, sondern auch wesentlich leistungsfähiger als CO₂-Reduktionstechnologien und trägt im Gegensatz zu technologischen Ansätzen zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt bei. Wir müssen den Artenrückgang und den Klimawandel bekämpfen, ohne die eine Krise mit Ansätzen zu lösen, die die andere verschärfen.

Kattendorfer Hof: Nachhaltigkeit in Zahlen:

Seit 30 Jahren wird unser Kattendorfer Hof nach den Richtlinien der Demeter–Landwirtschaft geführt und erzeugt Gemüse, Fleisch- und Milchprodukte. Unsere SoLaWi-Mitglieder ebenso wie die Kundinnen und Kunden unserer Hofläden ermöglichen, dass es den Betrieb in seiner heutigen Form so gibt. Aber sie unterstützen mit ihrem Einkauf nicht nur unseren Hof, sondern leisten damit auch einen wichtigen Beitrag u.a. für unser Klima und für den Erhalt der Artenvielfalt (Biodiversität).

Nachhaltigkeit durch Biolandwirtschaft

In einer wissenschaftlichen Untersuchung stellt Bernhard Weßling(1) die Ökobilanz der Biolandwirtschaft am Beispiel des Kattendorfer Hofes dar.

Klimaschutz durch CO2-Speicherung im Boden

Im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft trägt die Biolandwirtschaft nennenswert zur CO2-Speicherung bei. Dies gilt aufgrund der großen Speicherfähigkeit lebendiger Böden auch nach Abzug der Klimagasemissionen u.a. aus Kraftstoffverbrauch, sonstigem Energiebedarf und der Methan-Emission von Kühen und Rindern in Weidehaltung.

So liefert der Kattendorfer Hof Klimaschutz im Wert von jährlich ca. 250.000 €, wenn man den EU-CO2-Emissionshandelskurs von 73 €/t zugrunde legt, bzw. 0,5 bis 1,7 Million €, wenn Kosten wie für DAC/CCS(2) vergütet würden. Mit DAC/CCS wollen Unternehmen Geld verdienen, aber zusätzlich zu ihrem extremen Energiebedarf tragen sie zum Artenschwund bei. Stattdessen sollten Biolandwirte für ihre Leistungen im Arten- und Klimaschutz bezahlt werden, zumal sie keine zusätzliche Energie dafür benötigen. Sie benötigen nur Energie für den landwirtschaftlichen Betrieb, und dieser weist, auch unter Einbeziehung des Methans aus der Kuh- und Rinderhaltung, eine positive Klimabilanz auf.

Unser Beitrag zum Erhalt und zur Wiederherstellung der Biodiversität

Auf unseren Weiden konnten wir 58 unterschiedliche Pflanzenarten nachweisen.

Auf Äckern und Weiden finden sich mehr als 60 Arten von Käfern und Fluginsekten (u.a. Wildbienen, seltene Wespen- und Schmetterlingsarten). Allein eine Kuh ermöglicht mit ihren Kuhfladen jedes Jahr das Werden und Leben von 120 kg Insekten. Weitere Bausteine für die Förderung der Insektenvielfalt auf unserem Hof sind Blühstreifen, die etwa 5% der Ackerfläche ausmachen, sowie der Verzicht auf chemische Düngemittel und Pestizide.

120 Vogelarten konnten wir auf unseren Acker- und Weideflächen entdecken, darunter Feldlerche, Neuntöter, Bluthänfling, Baumfalke, Uhu und Steinkauz. Viele Vogelarten brüten in unseren derzeit insgesamt etwa 12,5 km langen Knicks.

Konsequenzen

Die CO-Speicherung durch natürliche oder renaturierte Ökosysteme, einschließlich der biologischen Landwirtschaft, ist nicht nur nachhaltig, sondern trägt im Gegensatz zu technologischen Ansätzen der CO-Reduktion zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt bei.

Es gibt nur einen Weg, der aus der Krise von Klima und Biodiversität herausführen kann: Wir müssen die natürlichen Ökosysteme wirken lassen! Geschädigte Ökosysteme müssen wiederhergestellt werden. Damit betreiben wir gleichzeitig Artenschutz, ohne den kein wirksamer Klimaschutz möglich ist. Biolandwirtschaft ist ein wichtiger Teil der Lösung. Subventionen für die Landwirtschaft müssen an Leistungen zur Wiederherstellung der Artenvielfalt und zur Klimastabilisierung ausgerichtet werden, nicht mehr an Hektarzahlen.

  1. Dr. Bernhard Weßling ist Chemiker und einer der Gesellschafter der Kattendorfer Hof GmbH und Co. KG. Er war bis Juni 2025 einer der Geschäftsführer. Der Originalartikel wurde kürzlich zur Publikation bei einem internationalen Wissenschaftsmagazin eingereicht. Details finden sich unter bernhard-wessling.com/cdr_bioagriculture_sustainability.

(2) DAC und CCS sind Technologien zur Entfernung von CO2 aus Atmosphäre oder Abluft.

Klimagas-Bilanz des Kattendorfer Hofes inkl. Methan-Emissionen aus Milchwirtschaft

Bernhard Wessling